5. August 2010 15:56 Uhr
1775 wurde in Leipzig Goethes "Die Leiden des jungen Werther" verboten, weil der Roman eine Welle von Selbstmorden ausgelöst hatte. Geht es um Suizide nach Medienberichten spricht die Wissenschaft deshalb vom "Werther-Effekt". Nach Ansicht der Münsteraner Medienwissenschaftlerin Alice Ruddigkeit gilt dieser Effekt nur eingeschränkt. Sie hat 140 Selbstmordfälle und deren Auswirkung auf die Suizidrate untersucht. Über die Fälle war in überregionalen Zeitungen berichtet worden. Ruddigkeit schreibt, tatsächlich stieg die Rate kurzfristig, wenn in den Selbstmordfall ein Prominenter verwickelt gewesen war. Nach Berichten über anonyme Täter sank die Rate hingegen. Außerdem stellte die Wissenschaftlerin fest, dass die Selbstmorde bei jungen Männern anstieg, wenn über den Suizid eines Manns im gleichen Alter berichtet worden war. Also ganz ähnlich, wie vor mehr als 200 Jahren durch den Werther.
Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)