10. August 2010 09:21 Uhr

Kriminologe warnt vor Internet-Pranger

Der Pranger war ein mittelalterliches Instrument der Strafverfolgung, und das soll er nach Ansicht von deutschen Politikern und Kriminologen auch bleiben. Der Kölner Kriminologe Michael Walter findet, eine Art Internet-Pranger, also die Zurschausstellung verurteilter Verbrecher im Netz, sei wie ein Aufruf zur Lynchjustiz. Er wendet sich damit gegen den Vorschlag der Deutschen Polizeigewerkschaft, auch in Deutschland solche Methoden einzuführen. In einzelnen US-Bundesstaaten ist es erlaubt, Bild und Adresse bestrafter Sexualtäter im Internet zu veröffentlichen. Öffentliches Anprangern erlaube die deutsche Verfassung aber nicht, sagte Walter im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Es gehöre zu den Errungenschaften des Rechtsstaats, dass die Strafverfolgung in den Händen von Polizei und Justiz liege, aber nicht bei selbsternannten "Sheriffs" oder einer emotional aufgebrachten Masse. Auch die Bundesregierung lehnt den von der Polizeigewerkschaft vorgeschlagenen Internet-Pranger ab.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)