16. August 2010 10:00 Uhr

Journalistik-Professor Haller: Staatsanwälte und Journalisten mindern Berichtsethik

"Medienberater sind für Prominente sehr zu empfehlen." Diese Auffassung vertritt Michael Haller, Professor für Journalistik an der Universität Leipzig. Im Interview bei DRadio Wissen ging es beispielhaft um zwei Prozesse, die zurzeit geführt werden - und in denen Prominente angeklagt sind. Zum einen die frühere Pop-Sängerin Nadja Benaissa, die einen anderen Menschen wissentlich mit HIV angesteckt haben soll - zum anderen Jörg Kachelmann, dem Vergewaltigung zur Last gelegt wird. Beide Fälle dienen Haller als Beleg dafür, dass in mancher Medienberichterstattung häufiger als früher ein Urteil gefällt werde, noch bevor das erste Wort im Prozess überhaupt gesprochen sei. Dazu gebe es zwei wesentliche Ursachen: Zum einen träten Staatsanwaltschaften stärker mit angeblichen Beweisen an Medien heran und nähmen dabei in Kauf, dass bestimmte Stimmungen erzeugt würden. Zum anderen ließen sich Journalisten leichter instrumentalisieren, weil sie gelegentlich das Prinzip der Unschuldsvermutung außer Acht ließen.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)