2. September 2010 11:22 Uhr
Was ist Biologismus? Diese Frage stellt sich manch einem, seit in der Öffentlichkeit über die Thesen Thilo Sarrazins nachgedacht wird. Eine Antwort bot Philipp Sarasin bei DRadio Wissen an - der ist Professor für Neuere Allgemeine Geschichte in Zürich und mit Sarrazin nicht verwandt. Sarasin umriss die Geschichte des Biologismus: Entstanden sei diese Denkfigur in der Aufklärung, als auch Intellektuelle wie Immanuel Kant die Fähigkeiten eines Menschen stärker als früher auf dessen körperliche Verfassung zurückführten. Später sei daraus zum Beispiel geworden, Frauen seien wegen ihres Körpers eher zur Fortpflanzung geeignet als zur Politik. Nur über diese Denkfigur sei der Kolonialismus erklärlich. Heutzutage gibt es laut Sarasin kaum noch ernstzunehmende Menschen, die ausschließlich radikal biologistisch denken. Es sei immer eine Abwägung zwischen zwei Denkschulen: Die eine geht davon aus, der Körper spiele die größere Rolle für das Verhalten eines Menschen - die andere hält die Sozialisierung für wichtiger.
Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)