22. September 2010 06:27 Uhr

Leiter der Essener Türkeistudien:Wissenschaft muss bei Integration mehr Aufklärungsarbeit leisten

Integration müsse so ablaufen, dass man dem Fremden nach etwa 15 Jahren das Fremdsein nicht mehr ansehe. Das glaube die Mehrheit der Menschen, meint Haci-Halil Uslucan. Uslucan leitet seit einem Monat das Essener Zentrum für Türkeistudien. Der Professor sagte dem "Tagesspiegel", er bedauere, wie hierzulande die Diskussion über Migration und Integration geführt werde. Das Wissen darüber sei in den vergangenen 15 Jahren enorm gewachsen. Die Presse sei jedoch in den 80er Jahren stehen geblieben. Es gebe zu wenig Verständnis für Migration als einen bedeutenden historischen Prozess. Uslucan bemängelt: Es werde zu wenig bedacht, dass sich bei Migranten die Mentalität nicht sofort mit Beginn eines neuen Lebens in einem anderen Land verändere. Als Beispiel verwies er auf bäuerliche Gesellschaften, in denen Kinder auch als Altersvorsorge dienten. Der Migrationsforscher forderte von seinen Kollegen, auf diesem Gebiet mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. Uslucan wurde 1965 in der Türkei geboren und kam acht Jahre später nach Deutschland.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)