8. Oktober 2010 12:48 Uhr

Liao Yiwu: Erfahrungen mit dem Regime waren auch ein Reichtum

"Die Zeit im Gefängnis war eine neue Begegnung mit dem Leben." Das sagte Liao Yiwu im "Deutschlandradio Kultur". Der chinesische Schriftsteller durfte zum ersten Mal seine Heimat verlassen und ist zu Gast in Berlin. Im Interview erzählte er von seinem Leben, in dem das Jahr 1989 ein Wendepunkt war: Nach dem Massaker auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" saß er vier Jahre lang im Gefängnis. Liao berichtete, er sei schockiert und gerührt über die Geschichten gewesen, die ihm seine Mitgefangenen erzählt hätten. Er habe nicht gewusst, dass es solche Schicksale in China gebe. Er sei sehr verbittert gewesen, habe dann aber erkannt, dass seine Erfahrungen auch ein Reichtum seien. Allerdings sei der Prozess des Schreibens über all diese Geschichten so anstrengend, dass er einen Ausgleich suche in der Musik. Nach dem Gefängnis habe seine Frau ihn verlassen, seine Freunde sich von ihm abgewendet. Daraufhin habe er sein Geld als Straßenmusiker verdient und dabei wieder viele neue Geschichten über Menschen in China aufgetan.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)