15. Oktober 2010 14:24 Uhr
Der Gotthard-Basistunnel, der heute durchstochen wurde, und "Stuttgart 21" haben eines gemeinsam. Es sind zwei sehr teure Großprojekte. Doch anders als in Deutschland konnten die Schweizer über dieses Projekt abstimmen. Der Bau des längsten Tunnels der Welt beruht auf einem Volksentscheid. 63,6 Prozent der Schweizer stimmten dafür. Dennoch sehen Kritiker bei solchen Projekten die Grenzen der direkten Demokratie. Der Bürger könnte mit solchen komplexen Entscheidungen überfordert sein, gibt der Politologe Thomas Eberle zu bedenken. Ein Beispiel ist das kürzlich entschiedene Minarettverbot. Den Abstimmungen gehen oft jahrelange Diskussionen voraus. Am Gotthard-Basistunnel wurde schon seit den 1940er Jahren geplant. Erst 1992 gab es die Volksabstimmung. Der Politologe Hans Peter Kriesi sieht die Vorteile dieser Langsamkeit: Extremvorschläge schliffen sich ab, es werde oft ein verträglicher Mittelweg gewählt, der allgmein akzeptabel sei. Proteste gegen Großprojekte oder gar Streiks sind in der Schweiz äußerst selten.
Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)