28. Oktober 2010 06:35 Uhr

Chefdirigent der Ungarischen Staatsoper in der SZ: "Ungarn sehnen sich nach weicher Diktatur"

Die Verhältnisse in Ungarn seien derzeit wie im alten Ägypten. Sagt der Chefdirigent der Ungarischen Staatsoper, Adam Fischer, in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Und deswegen werde er demnächst seinen Job aufgeben. Der Hintergrund: die Machtübernahme durch die rechtskonservative Partei Fidesz vor rund einem halben Jahr. Seither seien eine Reihe wichtiger Mitarbeiter der Staatsoper entlassen und durch Günstlinge der Fidesz ersetzt worden. Die hätten dieselben Jobs teilweise schon einmal innegehabt, seien aber vor acht Jahren von den Sozialisten geschasst worden. Dass sie nun wieder da seien, erinnere ihn, so Fischer, an das alte Ägypten: Wenn ein neuer Pharao an die Macht komme, ordne er an, dass die Vergangenheit nicht stattgefunden habe. Gefragt, ob sich das Land denn nicht als Demokratie empfinde, antwortet Fischer: Die Ungarn seien schon immer auf der Verliererseite gewesen und hätten sich nach einer weichen Diktatur gesehnt.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)