1. November 2010 09:59 Uhr

Richter sprechen in der "taz" über verändertes Berufsbild

"Wir erleben heute einen gesellschaftlichen Wandel mit der Tendenz, Streit vor Gericht auszutragen." Das sagt Ulf Kämpfer, Familienrichter am Amtsgericht Kiel, im Interview mit der "taz". Gleichzeitig endeten viele Gerichtsverfahren aber heute mit Vergleichen. Dadurch ändere sich das Richterbild fundamental, es gehe immer mehr um Ausgleich und Mediation. Seine Kollegin Marlies Heimann, stellvertretende Präsidentin des Landesarbeitsgerichts Schleswig-Holstein, meint: Gerichte müssten heute in einigen Fällen Entscheidungen der Politik ausbaden. Beispiele seien die Klageflut bei Hartz-IV und und die exzessive Nutzung von befristeten Verträgen. Vieles sei gesetzlich erlaubt, aber gesellschaftlich problematisch. Richter müssten die Zusammenhänge kennen, um Einzelfällen gerecht zu werden. Um den Umgang der Justiz mit gesellschaftlichen Konflikten ging es am Wochenende auch beim "Richterratschlag" in Kiel. Das ist ein informelles Forum von Richtern und Staatsanwälten, das seit 1980 jedes Jahr an wechselnden Orten stattfindet.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)