5. November 2010 12:59 Uhr

Historiker Hans Mommsen kritisiert "Entpolitisierung" in der NS-Forschung

"Wenn ich ehrlich bin: Ich suchte einen Job." Das ist Hans Mommsens lapidare Antwort auf die Frage, wie der Nationalsozialismus zu seinem zentralen Forschungsthema wurde. Gestellt hat die Frage die "Süddeutsche Zeitung", die den Historiker zu seinem 80. Geburtstag interviewt hat. Hans Mommsen ist einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgeschichtlichen Forschung. Weltbekannt geworden ist seine Deutung zur sogenannten "Endlösung": Die Vernichtung der europäischen Juden sei aus der grausamen Eigendynamik des NS-Systems heraus entstanden. Eines direkten Befehls von Hitler habe es gar nicht bedurft, weil Behörden und auch Einzelne von allein handelten - quasi "in vorauseilendem Gehorsam". Im Gespräch mit der "SZ" kritisiert Mommsen, dass heutige Historiker oft zu sehr von der "Mentalität der Deutschen" reden - und zu wenig von politischen Strukturen.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)