11. November 2010 10:20 Uhr
"Am Beispiel des Karnevals kann man sehr gut aufzeigen, wie die nationalsozialistische Durchdringung der deutschen Gesellschaft nach 1933 funktionierte." Das sagt der Historiker Carl Dietmar in der "Süddeutschen Zeitung". Er berichtet über seine Recherchen zum Karneval in der Nazi-Zeit, die er in einem Buch zusammengefasst hat. Der Titel: "Alaaf und Heil Hitler". Dietmar erzählt, das sei ein zeitgenössisches Zitat von einer Postkarte. Die habe ein Besucher des Kölner Karnevals am Rosenmontag 1939 nach Erfurt geschickt. Widerstand habe es im Karneval nur sehr vereinzelt gegeben. Zwar hätten sich die Narren in Köln gegen eine organisatorische Vereinnahmung durch die Nazis gewehrt. Inhaltlich hätten sie sich aber schnell den Vorgaben der Machthaber angepasst. So seien die Juden in den Umzügen und Büttenreden verhöhnt und verspottet worden. Das sei durch zahlreiche Fotos und Manuskripte belegt. In anderen Städten habe es allerdings durchaus anders ausgesehen: In Mainz zum Beispiel seien 1937 noch intelligente, systemkritische Büttenreden gehalten worden - so dass man sich frage, warum nicht der eine oder andere Redner hinter Gittern gelandet sei.
Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)