15. November 2010 09:22 Uhr

Stolpern über'n spitzen Stein verschwindet

Kommen Sie aus Norddeutschland und "s-tolpern über den s-pitzen S-tein"? Dann gehören Sie wahrscheinlich zur letzten Generation, die "st" und "sp" getrennt spricht, wo sonst ein "sch" zu hören ist. Wie der Kieler Germanistik-Professor Michael Elmentaler im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erzählt, ist diese hanseatische Eigenheit fast verschwunden. Schon vor zwölf Jahren habe eine Untersuchung belegt, dass immer weniger Menschen wie Helmut Schmidt "über den spitzen Stein stolpern". Demnach sprachen 1998 fast alle der befragten über 70-Jährigen so, bei den unter 40-Jährigen war es aber niemand mehr. Diese Entwicklung habe sich fortgesetzt und liegt laut Germanist Elmentaler auch an der so genannten "Entregionalisierung". Die Sprache sei also weniger als früher regional geprägt. Ursprünglich war die sprachliche Eigenheit im gesamten norddeutschen Raum zu hören, doch im 19. Jahrhundert breitete sich die süddeutsche Aussprachevariante "schp"/"scht" aus. Heute "s-tolperten" nur noch wenige Nordlichter - vor allem wenn sie ins Plattdeutsche wechselten.

Quelle: DRadio Wissen Lizenz: Creative Commons Licence: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine Bearbeitung (BY-NC-CD)